Bettina Brüggemann
Theseus
Im
ersten Bild trifft der junge Theseus auf Medea.
Er
tut es in einer ganz dem Kriegerischen verpflichteten Umgebung. Fries und
Statuen verherrlichen den Kampf.
Der
Drachenwagen Medeas gibt preis, wer sie wirklich ist. Der Drache, der in der
Tiefe der Höhle das Gold der
Erde
bewacht. Er ist der Begleiter der Totengöttinnen. Sie, die Herrin der Nacht und
der jenseitigen Welten, kann
sich
sehr wohl eine Zauberin nennen, kennt sie doch die Gesetze des Werdens und
Vergehens. Sie trägt die
schwarze
Krone. Medea tritt Theseus nicht gegenüber, um ihn zu verzaubern. Mit ihrer
ausgestreckten Hand bietet
sie
ihm an, teilzuhaben an ihrem
Wissen.
Aber,
der in einer trotzigen Geste verharrende, ganz im Kriegerischen denkende Theseus
hat kein
Interesse
an ihrer Weisheit.
Das
nächste Bild zeigt den Kampf gegen den Minotaurus.
Die
Schicksalsgöttin Ariadne ist Theseus gewogen. Sie steht, das Bild bestimmend,
auf einem labyrinthisch floralen
Thron.
Sie trägt die rote Krone. In ihrer Hand hält sie das rote Wollknäuel, dessen
Fäden als Blutrinnsale durch ihre
Hand
gleiten, um in labyrinthischen Mustern, den Boden zu durchziehen. Blut ist der
Saft, der am Leben erhält.
Minotaurus
weiß, daß er den Kampf nicht gewinnen wird. Wobei sich die Frage stellt, ob
Theseus gegen einen realen
oder
gegen den Minotaurus in sich selber kämpft.
Das
dritte Bild zeigt den Raub der
Amazonenkönigin.
Sie
wird von Theseus und einem Gehilfen sehr unsanft weggeführt.
Hippolyte
ist nicht bewaffnet und die Zahl der Amazonen, die sie verteidigen können,
geringer als die der Griechen,
was
zeigt, wie wenig sie mit diesem Übergriff gerechnet hat.
Ihre
weiße Krone ist ihr vom Haupt gefallen und liegt am Boden.
Im
nächsten Bild stehen, wie nicht anders zu erwarten ist, die Amazonen vor Athen.
Sie
tun es pikanterweise in einem Tempel der Athene.
Das
nächste Bild zeigt den Kentaurenkampf.
Wie
will man einen Kentauren sehen? Sieht man in ihm einen Menschen mit dem Verstand
eines Pferdes, so ist er ein
sehr
starker Kämpfer, dabei aber ein kompletter Hohlkopf. Sieht man ihn aber als
einen Menschen mit der Kraft
eines
Pferdes, so sieht die Sache anders aus. Dann ist er eindeutig überlegen.
Ich
wählte diesen Aspekt. Der sich überlegen wissende Kentaur ist sich zu
siegessicher. Ihn trifft von unten das
Schwert
des am Boden liegenden Theseus. Theseus gewinnt, aber er gewinnt äußerst
knapp.
Das
sechste Bild zeigt die Überfahrt zu Persephone.
Das
Schiff passiert die Insel der neun Wächterinnen. Der Kreis beginnt sich zu
schließen, in deren Mitte prangt
wieder
die schwarze Krone.
Theseus
Ankunft wird bekannt sein, bevor er eintrifft.
Das
siebte Bild zeigt Persephone.
Die
Göttin der Unterwelt erwartet diesen Theseus, der meint, sie rauben zu können,
im Prunk ihrer
Symbole.
Als
vertrete sie die Aspekte Hippolyts und Ariadnes, oder als würde sie sie sogar
selber sein, steht sie auf einer
Scheibe,
in der sich die drei Farben Rot, Schwarz und Weiß zu einem Kreis geschlossen
haben. ( Das Weiß
nahm
ich dabei nicht so wortwörtlich) Die drei Farben wiederholen sich in allem, in
den Säulen, in den Platten des
Bodens,
in den Podesten, in den
Drachen.
Ihre
Begleittiere, die Drachen, die bei der Annäherung des Besuches aus ihrer
statuenhaften Ruhe erwachen,
zeigen
sie als Herrin über Leben und Sterben, in dem sie in ihren Klauen, die weißen
Kugel für die Wiedergeburt
und
die schwarzen für den Tod halten.
Das
letzte Bild ist noch im Nachklang der drei Farben
gehalten.
Auf
der Klippe steht ein, bei Schwab und auch bei mir, nachdenklich gewordenen
Theseus. Ausgerechnet in
diesem
Augenblick, den man sich länger gewünscht hätte, wird er von einem Neider, der
ihn für einen Rivalen
hält,
in die Tiefe
gestützt.
In
einer Höhle inmitten der Felsen tanzen die drei Göttinnen einen Reigen.