Lancelot
Im Mittelpunkt dieses Zyklusses steht die Figur Lancelots.
Mit ihm betritt ein neuer
Held die Bühne der
Artussage.
Man könnte ihn den
sensiblen Helden nennen. Kein reiner Haudrauf mehr, der nur durch Kraft alleine
siegt, vielmehr beginnt sich hinter seiner Kraft eine
geistige Kriegsführung
abzuzeichnen, nach dem Grundsatz, daß man nur einen Kampf gewinnen kann, den man
zuvor im Kopf gewonnen
hat.
Verglichen mit seinen
ritterlichen Vorgänger kommt er in der Tat mit einem weit komplizierten, ja
schwierigen Charakter
daher.
Allerdings ist auch sein
späterer Gegenspieler, König Artus, nicht gerade ein einfacher
Mensch.
Aber das war nicht der
Hauptgrund meines
Interesses.
Es war etwas anderes,
was mich fesselte.
Etwas, was mir
in der Version John Steinbecks, angelehnt an die Texte Sir Thomas Mallorys, ins
Auge gefallen war.
Es ist die
fatale Wirkung, die die Prophezeiung Merlins, er werde einst der Erste aller
Ritter sein, auf den Knaben Lancelot
hat.
Es ist bemerkenswert, mit was
für einer Versessenheit Lancelot versucht dieser Prophezeiung, dieser Aufgabe
und dieser Pflicht darin, gerecht zu werden und
wie vollständig blind er sich
gegen alles macht, was außerhalb dieses Wegs zu liegen scheint.
Nicht ein Mal, scheint Lancelot zu
bedenken, daß es ja das Wesen der Prophezeiung ist, daß sie sich auch gerade
dann erfüllt, wenn man sich gegen sie
stellt.
Im
Gegenteil.
Dann geschieht seine
erste Begegnung mit Genoveva, der bald darauf das völlig überstürzte Verlassen
seiner Burg joice-gardes folgt, kurz nachdem seine
Gäste, König Artus und seine Königin,
angekommen sind.
Es beginnen die
Jahre der Hast.
Der Hast, weil er
die Abenteuer nicht lebt, sondern eher abhakt, bis es immer mehr das Ausmaß
einer Flucht bekommt.
Bei
Steinbeck kommt dann plötzlich ein Moment der
Stille.
In diese lähmenden Stille
hinein wird er sich seiner Einsamkeit bewußt. Ich sage bewußt, weil er sich in
diesem Augenblick eingestehen muß, daß seine Liebe zu
Genoveva nicht so platonisch
ist, wie er sie gerne
hätte.
Das ist ein Riß durch
die Seele.
Lancelot, der sein
Leben dem Hohelied der Pflicht geweiht hat, steht nun im krassestem Konflikt
zwischen Pflicht und Liebe.
Denn
die Pflicht nicht gewinnt. Pflicht kann auf Dauer niemals gegen Liebe
siegen.
Auf diesen
Grundgedanken habe ich meinen Zyklus
aufgebaut.
Aber ich wollte Lancelot
am Ende nicht so schmählich und qualvoll untergehen lassen wie in der
Artussage.
Denn das, was er auf
sich nimmt, ist ein Prozeß der Reife, der ihn vollständiger
macht.
So ist die Verzweiflung bei
mir durch märchenhafte Einschübe gemildert.
1.
Die Serie beginnt mit der Prophezeiung Merlins. Inmitten einer frühlingshaften
Natur, die in
sich
die Hoffnung trägt, den Anfang, in dem alles noch möglich ist, liegt eine Ruine,
zu der Lancelot
später
zurückkehren wird.
2. Das zweite Bild zeigt den Ritterschlag durch Genoveva.
3. Das dritte zeigt, joice-garde. Lancelots Flucht vor seinen Gefühlen.
4.
Seine Flucht läßt ihn in die Gewalt der Zauberin Morgana geraten. Sie hat dafür
kein Schloß gezaubert,
sondern
eine Art Urlandschaft. Ab hier beginnen die märchenhaften Züge der Anderwelten
immer mehr
in
die Bilder hineinzuragen.
5.
Lancelot, der sich befreit hat, befindet sich in der Ruine des ersten Bildes.
Hier wird er sich seiner
Einsamkeit
bewußt. Er selbst sitzt noch im Sonnenlicht. Aber ein Riß geht bereits durch
seine Seele und
zeigt
die Hälfte der Ruine im Dunklen.
6.
Das nächst Bild zeigt den Übergang nach Gorre. Nach Gorre, wohin Genoveva
entführt wurde. Lancelot
wird
Gorre durchschreiten. Aber es ist eine Anderwelt, die er betreten wird, ein
Zauberreich. Er wird sie
durchqueren,
aber es wird ihm nicht unverletzt gelingen.
7.
Der verwundete Lancelot befreit in Gorre Genoveva. Es wird der Augenblick sein,
in dem der zweite
Riß
stattfindet. Das Wappen oben links ist mittendurch gebrochen. Auf dem Brunnen
steht als steinerner Zeuge
König
Artus. Ihm stehen die albischen Gestalten gegenüber, die im Hintergrund einen
Reigen beginnen.
8. Lancelots Kampf, um Genoveva vom Scheiterhaufen zu befreien.
9.
Der Abschied. Lancelot und Genoveva verlassen das Reich von König Artus. Sie
überspringen
den
Graben, der letzte Riß. Genoveva zeigt ihr Gesicht, Lancelot vermag es noch
nicht.
Im
Hintergrund erscheint schemenhaft die Welt Gorres.